Die Bauchdiagnose in der Klassischen Chinesischen Kräutermedizin

Bauchdiagnose in der TCM

Schon in den beiden wichtigsten Werken der Klassischen Chinesischen Kräutermedizin wird in Bezug auf Krankheitsbilder und Rezepturen immer wieder die Bauchdiagnose erwähnt. Sowohl in der „Abhandlung über Kältekrankheiten“ (Shang Han Lun) als auch in „Das Wichtigste aus der Goldenen Truhe“ ( Jin Gui Yao Lüe) wird immer wieder auf die Bauchdiagnose verwiesen.

In der Japanischen Variante der Klassischen Kräutermedizin, im Kampo, spielt die Bauchdiagnose seit Jahrhunderten eine zentrale Rolle.

Ich persönlich hatte das Glück eine mehrjährige Kampo-Ausbildung bei Gretchen de Soriano (London), die auch ein Kampo-Buch veröffentlicht hat, machen zu können. Insofern bin ich mit der Bauchdiagnose schon viele Jahre in meiner Praxis vertraut.

Die Bauchdiagnose ist v.a. bei der Behandlung von chronischen Krankheiten wichtig. Bei akuten Erkrankungen wie z.B. einem grippalen Infekt, ist die Pulsdiagnose wichtiger.

Bei der Bauchdiagnose wird als erstes der Zustand der Bauchdecke beurteilt. Hierbei schaut man sich v.a. an, ob die Bauchdecke dünner oder dicker ist und man beurteilt die Bauchdeckenspannung und deren Elastizität. Dies hat eine Aussagekraft für den Allgemeinzustand des Patienten, d.h. über dessen Konstitution. Denn nicht nur die Symptome, sondern auch der Allgemeinzustand des Patienten spielt eine wichtige Rolle bei der Auswahl der passenden Rezeptur.

Generell ist das wichtigste Kriterium für die Auswahl der Rezeptur, ob der Patient seine Symptome aus einer Schwäche heraus hat oder aus einem Fülle-Zustand. Eine Fülle sieht man in der Praxis z.B. oft beim Metabolischen Syndrom (=Kombination aus Übergewicht, Fettstoffwechselstörung, erhöhtem Blutzucker und Bluthochdruck).

Hierbei darf man sich als Behandler aber nicht vom äußeren Erscheinungsbild des Patienten täuschen lassen, d.h. es können auch schlanke zierliche Menschen einen Fülle-Zustand haben und kräftige Menschen einen Leere-Zustand. Die Bauchdiagnose ist hierbei ein wichtiges Diagnoseinstrument.

Die entsprechenden Rezepturen, die bei Leere oder Fülle gegeben werden, sind sehr unterschiedlich. Bei Symptomen aus einer Leere heraus wird eine Rezeptur gegeben, die den Patienten kräftigt, und über wärmende Kräuter den Stoffwechsel anregt. Bei einer Fülle hingegen, bekommt der Patient eine Rezeptur, die Krankmachendes aus dem Körper ausleitet. Hierbei hat der Körper einige Ventilfunktionen um Überschüssiges auszuleiten: über den Stuhl, den Urin oder die Haut. Die Rezeptur regt also die entsprechende Ventilfunktion des Körpers an.

Bei der Bauchdiagnose gibt es neben der ober erwähnten Bauchdeckenspannung einige weitere wichtige Befunde. Darunter zählen u.a. das sog. Wasserplätschern in der Magengrube. Hierbei klopft der Behandler sanft mit seinen Fingern auf den Oberbauch des Patienten und er hört dann ein Wassergeräusch. Dies sieht man in der Praxis z.B. häufig in Zusammenhang mit Verdauungsbeschwerden.

Ein weiterer wichtiger Befund ist ein druckempfindlicher Oberbauch (Pi-Syndrom). Hierbei spürt sowohl der Behandler einen Widerstand wenn er auf den Oberbauch des Patienten drückt, als auch der Patient empfindet es als unangenehm.

Ein weiterer Befund bei der Bauchdiagnose ist, wenn der Behandler schon bei leichtem Berühren der Bauchdecke Pulsationen der Arterie spürt. Diese Pulsationen können an verschiedenen Arealen am Bauch spürbar sein: häufig im Oberbauch, seltener im Unterbauch, manchmal auch links oder rechts vom Nabel.

Prinzipiell sind solche schon bei leichtem Berühren der Bauchdecke spürbaren Arterienpulsationen ein Zeichen dafür, dass die Energie im Körper stark nach oben zum Kopf hochsteigt. Der Fachbegriff hierfür heißt auf Englisch „Counterflow-Qi“. Diese starke Bewegung der Energie zum Kopf hoch geht mit Symptomen einher wie Kopfschmerzen, Schwindel, Bluthochdruck, Tinnitus, Schlafstörungen etc.

Dieses Counterflow-Qi wird mit Rezepturen behandelt, die Zimt (gui zhi) enthalten. Zimt ist eines der wichtigsten Kräuter der Klassischen Chinesischen Kräutermedizin (Jing Fang) und ist in vielen Klassischen Rezepturen enthalten.

In Kürze werde ich auch ein Youtube-Video über die Bauchdiagnose veröffentlichen.

Bildnachweis: ©shutterstock/Vidu Gunaratna

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